Präsident Erdogan – tobt immer öfters und wird zum Dauerbeleidigten
Präsident Recep Tayyip Erdoğan – was ist das für ein Typ? Jedenfalls ein Patriarch, ein Narzisst und vielleicht ein Größenwahnsinniger. Er duldet keine Widersprüche und schon gar keine Kritik. Respekt hat er vor nichts, nur seine Worte sind die wahren Worte. Er will keine Gegner. Er will ein Volk, das ihm gehorcht und möglichst wenig denkt. Sensibel ist er sicher nicht, aber er spielt gerne den Gekränkten, den Gedemütigten und Beleidigten. Nicht nur seine Ohren sondern auch seine Augen werden schnell beleidigt. Er tobt wenn Menschen den Maulkorb ablegen und macht seine Drohungen war. Aber hat Angst – schreckliche Angst, seine Macht zu verlieren.
Präsident Recep Tayyip Erdoğan und seine Verwandtschaft haben viel zu tun: Strafanzeigen wegen Beleidigungen zu stellen. Das machen sie schon seit längerer Zeit. Die jüngsten bekannten Fälle: Chefredakteur der regierungskritischen Zeitung „Cumhuriyet“, Can Dündar, der wegen „Beleidigung“ von Erdogan zu einer Geldstrafe in Höhe von umgerechnet 9000 Euro verdonnert wurde, die Affäre mit Jan Böhmermann, die noch im schwebenden Verfahren ist, und Ceyda Karan und Hikmet Cetinkaya, die wegen Karikaturen im Gefängnis landen. Selbst zwei türkischen Kindern im Alter von 12 und 13 Jahren, die ein Poster von ihm zerrissen hatten, wären ebenfalls um ein Haar ins Gefängnis geworfen worden – Kinder!
Erdoğan ist ein abstrakter Typ. Es besteht darauf, dass Amerika nicht von Christoph Columbus entdeckt wurde, auch nicht vom Wikinger Erik der Rote, sondern von den Muslimen. Seine Töchter schickte er nach Amerika zum Studieren, damit sie weiterhin ihre Kopftücher tragen dürfen, in den türkischen Universitäten ist es verboten. Er träumt davon, dass in Jerusalem wieder die Fahne des Islams wehen. Er spricht abfällig über den Westen, aber die nehmen es eher lockerer oder hören erst gar richtig zu.
Kaum zu glauben, aber Erdoğan bekam 2010 den „Internationalen Gaddafi-Preis für Menschenrechte.“ Einen Preis, den jemand bekommt, der sich für die Freiheit der Menschen und Menschenrechte einsetzt und gegen rassistische Diskriminierung kämpft. Vielleicht wurde der wahre Sinn nicht wirklich verstanden. Aber wen wundert es, schließlich wurde der Preis höchstpersönlich vom lybischen Diktator Muammar al-Gaddafi überreicht.
Martin Sonneborn – das nächste Opfer des Irren? © Patrick Seeger/DPA
Und jetzt vielleicht der nächste „Skandal“ wegen EU-Parlamentarier Martin Sonneborn, der Erdoğan als im Parlament als „Der Irre vom Bosporus“ titulierte. Es ist keine Beleidigung, sondern die Wahrheit, aber bestimmt fliegt die nächste Strafanzeige vom Bosporus nach Federal Almanya Cumhuriyeti. Was ist passiert? Es geht um das Thema Kultur. Recep Tayyip Erdoğan interveniert bei der EU-Kommission gegen die Dresdner Sinfoniker. Durch seine Botschafter hat er die EU-Kommission angewiesen, die Förderung für das Konzertprojekt „aghet– ağıt“ (Klagelied-Katastrophen) der Dresdner Sinfoniker einzustellen. Dieses Konzertprojekt beschäftigt sich mit dem Genozid an den Armeniern zwischen 1915 und 1917. Das ist Erdoğan ein großer Dorn im Auge, denn Völkermord habe es in der Türkei nicht gebegen. Im November soll dieses Stück in Istanbul aufgeführt werden.
Hikmet Cetinkaya und Ceyda Karan bekamen zwei Jahre Haft Bild: COMBO
Zwei Jahre Haft für die Journalisten Hikmet Cetinkaya und Ceyda Karan von der Tageszeitung „Cumhuriyet“, weil sie auf ihren Kolumnenplätzen eine Karikatur aus der französischen Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ übernommen hatten. „Allahu akbar“- „Allah ist groß“- schreien die im Gerichtssaal und freuen sich über das Urteil der beiden. Aber müsste es eigentlich nicht heißen: Allahu, kayboldu – Allah ist weg?