Hunger – der Wahnsinn in Venezuela

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Dramatische Szenen in Venezuela: Die verzeifelte Frau hält eine Brotbackmischung in ihrer Hand – es gibt keine Lebensmittel mehr zu kaufen  (Bild dpa)

„Es ist nichts mehr da“ schreit eine verzweifelte Frau. Es gibt auch nichts mehr zu kaufen. Reihenweise gehen die Menschen auf die Straße und veranstalten „Hungerproteste“ – noch einmal: „Hunger !!! Proteste“… Venezuela  liegt dramatisch am Boden, und scheint regelrecht zu verhungern.  Aber nicht nur das Essen fehlt. Dramatische Zustände herrschen in Krankenhäusern, Schulen und anderen Einrichtungen… Neugeborene durch fehlende Medikamente verstorben, Chemotherapien nicht mehr möglich und sogar Verbände gehen aus…das Volk ist – kein Wunder – am „Durchdrehen“.

Und Präsident Maduro? Der sieht das nicht so dramatisch, er selbst habe schließlich keinen Hunger. Krisen gehen schon mal vorbei , so wirkt er mit seiner triefenden Ignoranz jedenfalls. Sein Amt deswegen aufgeben. Niemals. Warum auch? Ist doch besser sich erstmal  auf eine weitaus „angenehmere“ Nachricht zu konzentrieren: die Nationalmannschaft zieht bei der Copa America ins Viertelfinale ein… ob da die hungernden Fans noch stark genug sind, Beifall zu klatschen? Was für eine absurde Welt.

Und wie wird es weitergehen in einem Land, wo es so viel Öl gibt, aber nichts mehr zu Essen? Man kann nur hoffen, dass es zu keinem Bürgerkrieg eskaliert.

Erdogan – die ewig beleidigte Leberwurst

Erdogan

Präsident Erdogan – tobt immer öfters und wird zum Dauerbeleidigten

Präsident Recep Tayyip Erdoğan – was ist das für ein Typ? Jedenfalls ein Patriarch, ein Narzisst und vielleicht ein Größenwahnsinniger. Er duldet keine Widersprüche und schon gar keine Kritik. Respekt hat er vor nichts, nur seine Worte sind die wahren Worte. Er will keine Gegner. Er will ein Volk, das ihm gehorcht und möglichst wenig denkt. Sensibel ist er sicher nicht, aber er spielt gerne den Gekränkten, den Gedemütigten und Beleidigten. Nicht nur seine Ohren sondern auch seine Augen werden schnell beleidigt. Er tobt wenn Menschen den Maulkorb ablegen und macht seine Drohungen war. Aber hat Angst – schreckliche Angst, seine Macht zu verlieren.

Präsident Recep Tayyip Erdoğan und seine Verwandtschaft haben viel zu tun: Strafanzeigen wegen Beleidigungen zu stellen. Das machen sie schon seit längerer Zeit. Die jüngsten bekannten Fälle: Chefredakteur der regierungskritischen Zeitung „Cumhuriyet“, Can Dündar, der wegen „Beleidigung“ von  Erdogan zu einer Geldstrafe in Höhe von umgerechnet 9000 Euro verdonnert wurde, die Affäre mit Jan Böhmermann, die noch im schwebenden Verfahren ist, und Ceyda Karan und Hikmet Cetinkaya, die wegen Karikaturen im Gefängnis landen. Selbst zwei türkischen Kindern im Alter von 12 und 13 Jahren, die ein Poster von ihm zerrissen hatten, wären ebenfalls um ein Haar ins Gefängnis geworfen worden – Kinder!

Erdoğan ist ein abstrakter Typ. Es besteht darauf, dass Amerika nicht von Christoph Columbus entdeckt wurde, auch nicht vom Wikinger Erik der Rote, sondern von den Muslimen. Seine Töchter schickte er nach Amerika zum Studieren, damit sie weiterhin ihre Kopftücher tragen dürfen,  in den türkischen Universitäten ist es verboten. Er träumt davon, dass in Jerusalem wieder die Fahne des Islams wehen.  Er spricht abfällig über den Westen, aber die nehmen es eher lockerer oder hören erst gar richtig zu.

Kaum zu glauben, aber Erdoğan bekam 2010 den „Internationalen Gaddafi-Preis für Menschenrechte.“ Einen Preis, den jemand bekommt, der sich für die Freiheit der Menschen und Menschenrechte einsetzt und gegen rassistische Diskriminierung kämpft. Vielleicht wurde der wahre Sinn nicht wirklich verstanden. Aber wen wundert es, schließlich wurde der Preis höchstpersönlich vom lybischen Diktator Muammar al-Gaddafi überreicht.

Martin Sonneborn

Martin Sonneborn – das nächste Opfer des Irren?  © Patrick Seeger/DPA

Und jetzt vielleicht der nächste „Skandal“ wegen EU-Parlamentarier Martin Sonneborn, der Erdoğan als im Parlament als „Der Irre vom Bosporus“ titulierte. Es ist keine Beleidigung, sondern die Wahrheit, aber bestimmt fliegt die nächste Strafanzeige vom Bosporus nach Federal Almanya Cumhuriyeti. Was ist passiert? Es geht um das Thema Kultur. Recep Tayyip Erdoğan interveniert bei der EU-Kommission gegen die Dresdner Sinfoniker. Durch seine Botschafter hat er die EU-Kommission angewiesen, die Förderung für das Konzertprojekt „aghet– ağıt“  (Klagelied-Katastrophen) der Dresdner Sinfoniker einzustellen. Dieses Konzertprojekt beschäftigt sich mit dem Genozid an den Armeniern zwischen 1915 und 1917. Das ist Erdoğan ein großer Dorn im Auge, denn Völkermord habe es in der Türkei nicht gebegen. Im November soll dieses Stück in Istanbul aufgeführt werden.

3 Jahre Haft für die türkischen

Hikmet Cetinkaya und Ceyda Karan bekamen zwei Jahre Haft     Bild: COMBO

Zwei Jahre Haft für die Journalisten Hikmet Cetinkaya und Ceyda Karan von der Tageszeitung „Cumhuriyet“, weil sie auf ihren Kolumnenplätzen eine Karikatur aus der französischen Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ übernommen hatten. „Allahu akbar“- „Allah ist groß“- schreien die im Gerichtssaal und freuen sich über das Urteil der beiden. Aber müsste es eigentlich nicht heißen: Allahu, kayboldu – Allah ist weg?

 

 

Wenn Wahrheit zum Verbrechen wird

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Edward Snowden lebt immer noch in Russland – für immer?

„Einigkeit, Recht und Freiheit“ das sind die Schlagworte nach denen die Menschheit eigentlich immer strebte. Im Moment sieht es aber so aus, dass wir uns davon immer weiter entfernen. Noch nie herrschten so viele chaotische Zustände, und die Welt erscheint einem als ein einziges absurdes Theater.

Sie werden nicht nur beschimpft, verfolgt sondern werden sogar verklagt. Man wirft ihnen Verrat, Spionage, Diebstahl, Verbalinjurie, Hausfriedensbruch, Bespitzelung oder ziviler Ungehorsam vor. Nicht nur hohe Geldstrafe sondern lebenslange Haft kann ihnen drohen, und manche Stimmen fordern sogar die Todesstrafe! Dabei tun sie ein „Verbrechen“ gemeinsam: Sie sagen die Wahrheit.

Whistleblower Antoine Deltour, Edward Snowden, Julian Assange, Mordechai Vanunu oder Journalisten wie Carl von Ossietzky, Can Dündar, Edouard Perrin, um nur einige zu nennen, sind ungeschützte, wahre Helden. Sie decken „Schweinereien“ auf, die sich meist unter den Decknamen „Top-Secret“ oder „Strengstens geheim“ verbergen. Die Konsequenzen: nicht die Ertappten, sondern die Wahrheitsfinder stehen vor Gericht. Ein absurdes Theater, das Menschen mit gesundem Verstand nicht mehr verstehen können.

„Du sollst nicht lügen“ heißt es in den 10. Geboten, die vor über 2.000 Jahren angeblich gemacht wurden. Auf den neuesten Stand gebracht, müsste es eigentlich jetzt heißen: „Du sollst nicht lügen, aber keinesfalls darfst du die Wahrheit sagen.“ Gelogen wird mit einer Selbstverständlichkeit, aus Angst und Feigheit, da nimmt man es nicht so genau. Die viel verbergen, haben schließlich viel zu verlieren: Geld, Ansehen und Macht. Es geht um ergaunerte Millionen, die sich die Raffgierigen für sich alleine beanspruchen, Korruptionen, die völlig legitim für den Handelnden erscheinen oder einfach nur Betrügereien, die als Notwendigkeit angesehen werden – skrupellos. Die Folgen? Nichts Schlimmes, am besten schnell die Unannehmlichkeiten „vergessen“ und weitermachen. Wo kein Kläger auch kein Richter.

Ganz anders bei den Wahrheitsfindern. Hier hagelt es gleich von den mächtigen Ertappten mit Strafanzeigen und Drohungen, und der Entdecker der Missetaten muss mit schlimmen Konsequenzen rechnen: saftige Geldbußen, jahrelanges Gefängnis, Verlust von Freunden und Familie und manch einer lebt lebenslang im Exil… nur weil er dem Eid „und nichts als die Wahrheit“ treu sind. Absurde Welt.

Bild: Er twittert https://twitter.com/snowden?lang=de  aber zurück in seine Heimat kann er nicht mehr. Deutschland verweigerte 2013 dem Amerikaner das Asylrecht.@20s, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=28971285