Der Brandner Kaspar – Ein unverwüstliches Possenspiel in Bayern

0a Der Boandlkramer (Lydia Buchner rechts) erzählt dem Brandner Kaspar (Martin Winklbauer) wie schön es im Himmel ist und überredet ihn mal für eine Stunde hineinzuschauen

Der Boandlkramer (Lydia Buchner rechts) erzählt dem Brandner Kaspar (Martin Winklbauer) wie schön es im Himmel ist und überredet ihn für eine Stunde hineinzuschauen

In Bayern gibt es so viel Kultiges und dazu gehört auch der Brandner Kaspar. Eine Geschichte, die hierzulande jeder kennt. Vollblutbayer und Adelsmann Franz von Kobell (1803–1882) schrieb dieses Stück bereits im fortgeschrittenen Alter mit 68 Jahren. Zur Figur des „Brandner Kaspars“ gibt es Parallelen zum Naturell Kobells. Ein geselliger Naturbursche, der gerne im Janker rumlief, die Berge verehrte und den Schnaps in der Tasche trug. Als Jagdkumpel vom König Maximilian II. erlegte er leidenschaftlich das Wild, wird aber selbst zum Gejagten von der Angst des eigenen Todes. Mit seiner Erzählung hinterließ Franz von Kobell dem bayerischen Volk eine unsterbliche Komödie, mit der wunderbaren Folge, den Menschen die Furcht vor dem Tod in einer fast schon liebenswerten Weise zu nehmen.

Beim „Brandner Kaspar und das ewige Leben“ geht der Reiz nie verloren. Obwohl das Stück mit manchen urbayerischen, okkulten Begriffen bestückt ist, kann man sich in die stil- und zeitechte Geschichte gut hineinversetzen. Ein gern gespieltes Theaterstück, das auf vielen Bühnen mit einer himmlischen Inszenierung von dutzenden Darstellern aufgeführt wird. Über die irdischen Laster der Menschheit wurde das Stück auch unter der Regie von Martin Winklbauer mit der integrativen Theatergruppe der Stiftung Ecksberg in Waging am Strandkurhaus aufgeführt.

Regisseur Martin Winklbauer ließ die Kultgeschichte in drei Bühnenbildern darstellen. Der Brandner Kaspar, gespielt vom Zwei-Meter-Mann Winklbauer selbst, wird im Wald bei einer Treibjagd von einem Schuss verfehlt. Der Tod, genannt der Boandlkramer (Lydia Buchner), muss ihn deswegen in seiner Hütte aufsuchen und überreden, mit ins Jenseits zu kommen. Doch Filou Kaspar weigert sich und hängt dem Boandlkramer mit zwölf Kirschschnäpsen einen gewaltigen Rausch an. Dabei macht er ihm noch weitere Lebensjahre abspenstig, in dem Kaspar den Boandlkramer bei Kartenspielen bescheißt, er will schließlich 90 Jahre alt werden. Dann kommt seine Enkelin Marei (Andrea Waibel) aus Versehen 18 Jahre zu früh in den Himmel, und von da an kommen ihm Zweifel auf, ob sich der Betrug überhaupt gelohnt hat. Durch Zufall fliegt der Irrtum auf und die himmlische Ordnung gerät ziemlich durcheinander. Der sonst so gewissenhafte Boandlkramer, ein schiacher, magerer Geselle, mit einer schrillen, unmännlichen Stimme und hängenden Schultern, plagen furchtbare Gewissensbisse. Schließlich beichtet er Petrus (Margret Ederer), dass er der Versuchung, dem Schnapsln, nicht widerstehen konnte und sich dadurch übers Ohr hauen ließ. Petrus befiehlt dem Boandlkramer, den Brandner Kaspar sofort zu holen.

„Sauf´n mit dem Tod und dann doch nei schaun ins Paradies“

Daraufhin besucht er den Brandner Kaspar und überredet ihn wenigstens für eine Stunde mal ins Paradies hineinzuschauen, ums Marei, seine geliebte Enkelin, zu treffen. Nach anfänglichem Zögern, willigt Kaspar ein. Im Himmel angekommen, gefällt es Kaspar so gut, dass er bleiben möchte. Doch der Himmel lehnt ab und will, dass er zuerst ins Fegefeuer geht, zu groß sei sein Sündenregister. Das Höchste Gericht aber verzeiht ihm den unglaublichen Beschiss und schließlich darf der Brandner Kaspar im Himmel bleiben. Die Paraderollen des Brandner Kaspars (Martin Winklbauer) und des Boandlkramers (Lydia Buchner), die eigentlich nur Laiendarsteller sind, wirkten weitaus überzeugender als so mancher gelernter Schauspieler. Großartig verkörperte jeder einzelne Akteur die von ihm besetzte Rolle. Die gut präparierten Schauspieler, mit einer genialen Maske in den passenden Kostümen, wurden völlig eins mit ihrer Rolle. Kombiniert mit phantasievollen Bühnenbildern, Requisiten und einer gestalterischen Technik, erlebten die Besucher eine authentische Darstellung, lebensecht und wirklichkeitstreu.

Im richtigen Leben ist Martin Winklbauer von Beruf Bauer. Doch in den letzten Jahren widmet er sich hauptsächlich dem Schauspieltheater. Schon in der Jugendzeit entdeckte er die Kunst des Schreibens. Er schrieb schon zahlreiche Theaterstücke und führt sie auf seiner Waldbühne in Halsbach auf. Sein Team von über 30 Leuten, sowie seine Ehefrau und den fünf erwachsenen Kinder unterstützen ihn tatkräftig bei den Aufführungen.